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Regierung ohne Strategie zur Digitalisierung im öffentlichen Dienst – geschlechterbezogene Perspektive wichtig!

Sarah Bud­de­berg, Sprecherin für Gle­ich­stel­lungs- und Queer­poli­tik und Par­la­men­tarische Geschäfts­führerin, erk­lärt zur Debat­te über die Große Anfrage der Links­frak­tion „Geschlechtsspez­i­fis­che Auswirkun­gen der Dig­i­tal­isierung der Arbeitswelt“ (Druck­sache 6/13483):

Die Lan­desregierung hat die Dig­i­tal­isierungsstrate­gie von 2016 zweimal fort­geschrieben und eine Studie beauf­tragt – „Arbeit 4.0 – wie gestal­ten säch­sis­che Unternehmen (gute) dig­i­tale Arbeit“. Dazu kommt das Gutacht­en „Arbeit 4.0 – muss der Arbeit­nehmer­be­griff angepasst wer­den?“ Aus bei­den sollen Maß­nah­men abgeleit­et wer­den. Das klingt solide. Doch die Uhr tickt!

Die Dig­i­tal­isierung verän­dert die Arbeitswelt ras­ant. Das bet­rifft Arbeitsabläufe, Tätigkeit­en, Qual­i­fika­tion­san­forderun­gen oder Berufs­bilder. Das kann pos­i­tive Fol­gen haben, etwa Fam­i­lie, Pflege und Beruf bess­er vere­in­bar machen. Auf der anderen Seite ste­hen die steigende Arbeitsverdich­tung und Arbeits­be­las­tung, auch die Gefahr der Überwachung. Neg­a­tive Fol­gen müssen begren­zt und pos­i­tive ver­stärkt wer­den. Wir haben unsere Anfrage zur Dig­i­tal­isierung der Arbeitswelt bewusst auf die geschlechter­spez­i­fis­chen Auswirkun­gen fokussiert.

Die Antworten sind ernüchternd: Die Staat­sregierung hat keine ein­heitliche Strate­gie zum Umgang mit der Dig­i­tal­isierung im öffentlichen Dienst. Das zeigt sich etwa bei den Aspek­ten Gesund­heitss­chutz, Arbeit­srechte, zeitlich oder örtlich flex­i­bles Arbeit­en. Zur Geschlechter­per­spek­tive gibt es kein­er­lei Dat­en und offen­bar auch kein Inter­esse. Dabei böte der Umbruch der Arbeitswelt die Chance, Missstände aufzubrechen. Sach­sens Arbeits­markt ist rol­len­typ­isch aufgeteilt – Män­ner arbeit­en vor allem in den Bere­ichen Math­e­matik, Infor­matik, Natur­wis­senschaft und Tech­nik, Frauen vor allem in den Bere­ichen Soziale Arbeit, Haushalt­sna­he Dien­stleis­tun­gen, Gesund­heit, Pflege und Erziehung. Die Dig­i­tal­isierung wirkt unter­schiedlich.

So kön­nte sich die Einkom­menslücke zwis­chen den Geschlechtern sog­ar ver­größern, weil vor allem Berufe erset­zt zu wer­den dro­hen, bei denen diese Einkom­menslücke ver­gle­ich­sweise klein ist. Laut ein­er Beschäf­ti­gung­sum­frage des DGB von 2016 steigert die Dig­i­tal­isierung die Arbeits­be­las­tung bei Frauen sog­ar häu­figer als bei Män­nern, während sich für den größten Teil der Befragten die Vere­in­barkeit von Fam­i­lie und Beruf nicht verbessert. Umso wichtiger ist eine geschlechter­be­zo­gene Per­spek­tive auf die Dig­i­tal­isierung von Arbeit. Jede neue Tech­nolo­gie kann Anlass sein, Geschlechter­ver­hält­nisse neu zu ver­han­deln. Es ist erschreck­end, dass die Staat­sregierung keine aus­re­ichende Antwort auf diese Her­aus­forderun­gen hat.

Die Rede zur Großen Anfrage kann hier ange­se­hen wer­den.