Sarah Buddeberg am Pult des Sächsischen Landtags
Sarah Buddeberg

Michael Kretschmer ist eben nicht „für alle“ da – nur selektiv mutiger Ministerpräsident

Zur Aktuellen Debat­te „Unteil­bar-Demos, Polizeige­setz-Demos, Coro­na-Demos: Wer wird gehört, Herr Min­is­ter­präsi­dent?“ erk­lärt Sarah Bud­de­berg, Par­la­men­tarische Geschäfts­führerin der Frak­tion DIE LINKE im Säch­sis­chen Land­tag:

„Er wolle ein Min­is­ter­präsi­dent für alle Sach­sen sein, hat Michael Kretschmer zum Amt­santritt gesagt. Aber das ist er nicht. Er spreche mit allen, wird ihm nachge­sagt. Aber das tut er nicht. Er wird dafür gelobt, dass er sich aufge­bracht­en Bürg­erin­nen und Bürg­ern stellt. Aber sein Mut ist selek­tiv, nur geleit­et von Wahlkampfin­ter­essen.

Michael Kretschmer ist nur für diejeni­gen Sächsin­nen und Sach­sen ein Regierungschef ‚zum Anfassen‘, von denen er glaubt, dass sie ihn und seine CDU eines Tages wählen kön­nten. Bei ‚Black lives matter‘-Protesten hat man ihn nicht gese­hen. Auch bei der Dres­d­ner Unteil­bar-Demo im August 2019 hat er sich nicht blick­en lassen. Bei bei­den Ver­samm­lun­gen waren tausende Men­schen für wichtige Forderun­gen auf der Straße. Auch für bezahlbares Wohnen und andere soziale Ziele demon­stri­eren viele Bürg­erin­nen und Bürg­er. Ver­di­enen sie nicht seine Aufmerk­samkeit? Fürchtet er ihren Wider­spruch?

Der Min­is­ter­präsi­dent hat also Berührungsäng­ste gegenüber Men­schen, die poli­tisch links von ihm ste­hen. Gegenüber der recht­en Seite ist das offen­sichtlich weniger der Fall.“

Ker­stin Köditz, Sprecherin für antifaschis­tis­che Poli­tik, ergänzt:

„Es ist gut, dass der Min­is­ter­präsi­dent öffentlich Gespräche führt und das Gespräch auch selb­st sucht. Das unter­schei­det ihn näm­lich in pos­i­tiv­er Weise von den meis­ten sein­er Amtsvorgänger. Aber es kommt auch darauf an, mit wem man über welche The­men spricht – und mit wem man das Gespräch lieber nicht sucht. Ich habe den Ein­druck, dass die Aufmerk­samkeit des Min­is­ter­präsi­den­ten am ehesten dann geweckt wird, wenn möglichst abstruse und mitunter auch men­schen­feindliche Posi­tio­nen auf die Straße getra­gen wer­den. Die Grun­drechte vertei­digt man aber niemals mit, son­dern immer gegen Men­schen, die solche Posi­tio­nen vertreten. Der Min­is­ter­präsi­dent kön­nte erwä­gen, das Gespräch mit denen zu bevorzu­gen, für die das klar ist.“