Studie zeigt Gewalt und Diskriminierung gegen LSBTI*-Geflüchtete in Sachsen

Der Gerede e.V., Vere­in für sex­uelle und geschlechtliche Vielfalt, hat Dat­en über die Gewalt- und Diskri­m­inierungser­fahrun­gen von geflüchteten LSBTI* in Sach­sen erhoben. Die Unter­suchung wurde von April bis Juni 2020 sach­sen­weit durchge­führt und zeigt, dass fast 70 Prozent der Befragten schon ein­mal For­men von Gewalt und Diskri­m­inierung erlebt haben, darunter Belei­di­gun­gen sowie kör­per­liche und psy­chis­che Gewalt. Als Orte der Diskri­m­inierung wur­den öffentliche Plätze, Unter­bringun­gen und Behör­den genan­nt. Fast die Hälfte der Befragten, die solche Erleb­nisse hat­ten, gaben an, homo­sex­uell und männlich zu sein. Zu den wichtig­sten Herkun­ft­slän­dern gehören Venezuela, Kamerun und Tune­sien.

Nur sehr wenige Betrof­fene gehen zur Polizei, um die erfahrene Gewalt zu melden. „Die Ver­mu­tung liegt nahe, dass das Ver­trauen in Ver­wal­tung, Behör­den, Jus­tiz, Polizei und Rechtsstaatlichkeit häu­fig auf­grund der gemacht­en Erfahrun­gen in den Herkun­ft­slän­dern ger­ing ist“, so der Vere­in bei der Vorstel­lung der Stu­di­en-Ergeb­nisse. Um der Diskri­m­inierung von geflüchteten LSBTI*-Personen vorzubeu­gen, emp­fiehlt der Vere­in drin­gend, die geschilderten Erfahrun­gen ernst zu nehmen, die säch­sis­chen Beratungsstellen zu stärken und Gesprächs­bere­itschaft gegenüber den Betrof­fe­nen zu zeigen. Dazu sagt die queer­poli­tis­che Sprecherin und Par­la­men­tarische Geschäfts­führerin der Säch­sis­chen Links­frak­tion, Sarah Bud­de­berg:

 „Viele geflüchtete LSBTI* sind bei uns weit­er Gewalt und Diskri­m­inierung aus­ge­set­zt – das ist erschreck­end und beschä­mend. Diese Men­schen, die häu­fig auch auf­grund ihrer sex­uellen Ori­en­tierung und geschlechtlichen Iden­tität aus ihren Herkun­ft­slän­dern fliehen mussten, ver­di­enen unsere beson­dere Aufmerk­samkeit und unseren Schutz. Wenn Sach­sen wirk­lich eine offene Gesellschaft sein soll, beste­ht drin­gen­der Hand­lungs­be­darf, auch in Pan­demiezeit­en. Der Wert ein­er Gesellschaft bemisst sich daran, wie sie mit den Schwäch­sten ihrer Mit­glieder ver­fährt.

Geflüchtete LSBTI* sind der beson­deren Gefahr aus­ge­set­zt, Opfer von Mehrfachdiskri­m­inierun­gen zu wer­den. Deswe­gen muss beson­deres Augen­merk auf den Schutz dieser vul­ner­a­blen Per­so­n­en­gruppe gelegt wer­den. Die Studie hat zudem die her­aus­ra­gende Stel­lung der säch­sis­chen Beratungsstellen deut­lich gemacht: Während Über­griffe sel­ten der Polizei und Jus­tiz gemeldet wer­den, ist die Hemm­schwelle, Über­griffe den Beratungsstellen zu melden, deut­lich geringer. Die Beratungsstellen soll­ten deshalb aus dem Lan­deshaushalt weit­er gefördert und aus­ge­baut wer­den. Diskri­m­inierung, Gewalt und Hass gegen die geschlechtliche Iden­tität oder sex­uelle Ori­en­tierung dür­fen in Sach­sen keinen Platz haben!“

Die Ergeb­nisse der Erhe­bung wur­den am 16.12.2020 vorgestellt, wer­den in Kürze öffentlich zur Ver­fü­gung gestellt und kön­nen bere­its jet­zt beim Vere­in Gerede e. V. unter ershtrrf@trerqr-qerfqra.qr ange­fordert wer­den.