Für Geschlechtergerechtigkeit, faire Löhne und bessere Arbeitsbedingungen: Ihr verdient mehr!
Gleichstellungspolitische Sprecher*innen der LINKEN Bundes- und Landtagsfraktionen:
Eva von Angern, Sarah Buddeberg, Heidi Reichinnek
Der 8. März ist mehr als nur ein feierlicher Tag, um Blumen zu verschenken. Von politischen Frauen ins Leben gerufen, ist sein Ursprung ein kämpferisches Ansinnen, ein revolutionäres Aufbegehren. Diesen kämpferischen Ursprung wollen wir wieder stark machen, denn es gibt noch mehr als genug zu tun, zu erkämpfen, zu verändern auf dem Weg zu einer geschlechtergerechten Welt.
In Kriegsgebieten sind besonders Frauen und Kinder die Leidtragenden von kriegerischen Auseinandersetzungen. Wir blicken mit Entsetzen auf den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und stehen an der Seite der Menschen, die durch diesen Krieg bedroht werden. Derzeit fliehen insbesondere Frauen mit ihren Kindern aus der Ukraine, um Schutz vor Krieg und Gewalt zu suchen. In ihrem Land müssen sie um ihr Leben fürchten. Die Flucht mit all ihren Auswirkungen trifft auch hier Frauen am härtesten. Sie brauchen unseren Schutz. Wir rufen alle Menschen auf, sich an den zivilgesellschaftlichen Hilfsaktionen zu beteiligen und dabei die besondere Situation von Frauen im Blick zu behalten.
In seinem Ursprung war das vordringliche Ziel des Frauentags, das Frauenwahlrecht zu erstreiten. Heute, über hundert Jahre später, müssen wir feststellen, dass eine paritätische Teilhabe von Frauen in Politik und Parlament noch nicht mal annähernd in Sicht ist. Es fehlt an einer politischen Mehrheit, um Macht tatsächlich zu teilen. Hinzu kommt, dass politisches Engagement für Frauen noch immer erschwert wird. Ein wesentlicher Grund dafür ist die nach wie vor schlechte Vereinbarkeit von Familie und Beruf und/ oder ehrenamtlichem Engagement. Es geht um Sorgearbeit: um all das, was unbezahlt im häuslichen und familiären Umfeld geleistet wird – zum übergroßen Teil von Frauen. Ohne diese Arbeit würde die Gesellschaft jedoch kollabieren. Tatsächliche Wertschätzung und Anerkennung? Fehlanzeige.
In diesem Jahr folgt der 8. März, der feministische Kampftag, auf den Equal Pay Day. Bis zum 7. März müssen Frauen statistisch betrachtet über das alte Jahr hinaus arbeiten, um auf denselben Lohn zu kommen wie ihre männlichen Kollegen. Der Equal Pay Day ruft dazu auf, endlich gleiche Löhne für gleichwertige Arbeit zu entrichten. Er weist auf die klaffende Lücke in der Lohnverteilung, den Gender Pay Gap, hin, und damit auf die Ungerechtigkeit, die in unserer scheinbar so modernen Gesellschaft immer noch an der Tagesordnung ist und die nicht selten dazu führt, dass Altersarmut ein weibliches Gesicht hat. Nach wie vor entscheidet das bei der Geburt zugeschriebene Geschlecht über Berufswahl, Karriere und Gehalt. Das ist völlig inakzeptabel.
Unter der steigenden Zahl berufstätiger Frauen bleibt der Anteil an Mini- und Teilzeitjobs hoch und es droht in der Konsequenz die Armutsfalle im Alter. Zusammen mit der fast selbstverständlichen Unterbrechung der Berufsbiographie durch Elternzeit und Kindererziehung oder Pflege Angehöriger wirkt sich dies nicht nur auf das aktuelle Einkommen aus, sondern vor allem auf die Rentenansprüche.
Durch die Corona-Pandemie und die notwendigen Maßnahmen hat sich die Situation von Frauen in der Arbeitswelt noch einmal deutlich verschärft. Die Tatsache, dass die überwiegende Zahl der Pandemiestäbe nicht nur nicht paritätisch zusammengesetzt waren, sondern gänzlich ohne Frauen organisiert worden, hatte konkrete Folgen. Frauen wurden nicht gesehen, bei der Pandemiebewältigung nicht mitgedacht. Wir fordern eine paritätische Besetzung aller Gremien.
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wurde und wird für viele Menschen zur Zerreißprobe. Vor allem Frauen mussten zugunsten der Kinderbetreuung ihre Arbeitsstunden reduzieren, meist ohne den Anspruch auf Rückkehr zum vorherigen Stundenumfang. Zusätzlich waren es die nach wie vor frauendominierten Berufsgruppen, deren Arbeit trotz Kontaktbeschränkungen unverzichtbar vor Ort stattfand. Sei es in der Pflege, in Schule und Hort oder im Einzelhandel: Die Beschäftigten, die die Gesellschaft am Laufen halten, waren und sind einer höheren Belastung und zugleich einer höheren Ansteckungsgefahr ausgesetzt. Mehr als warme Worte und längst wieder verebbter Applaus waren, abgesehen von einigen einmaligen und meist zu spät ausgezahlten Boni, nicht vorgesehen.
Wir als LINKE Fraktionen sagen unmissverständlich: Ihr verdient mehr!
Was wir brauchen, ist eine Neubewertung von Arbeit. Wir müssen die Arbeitswelt neu denken und neoliberale Ausbeutungsstrukturen und konservative Rollenverteilungen endlich überwinden. Was wir brauchen, ist eine Care-Revolution: Die automatische Verknüpfung von Frauen mit Sorgearbeit muss aufgebrochen werden und einer Arbeitsmarktpolitik weichen, die eng mit einer sozialen Familienpolitik gekoppelt ist und ihren Namen verdient. Die Schließung der geschlechterbedingten Lohnlücke ist ein erster wichtiger Schritt.
Wir fordern flächendeckende Tarifverträge, die strukturelle Diskriminierung und die daraus erwachsenden geschlechtsspezifischen Lohnungleichheiten berücksichtigen und bekämpfen. Wir stehen an der Seite derer, die sich in den Tarifauseinandersetzungen für eine faire Bezahlung einsetzen. Deshalb unterstützen wir die verdi-Kampagne „Mehr braucht mehr“ für bessere Arbeitsbedingungen, Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel und eine angemessene finanzielle Anerkennung der Beschäftigten in den Sozial- und Erziehungsberufen – auch das sind überwiegend Frauen.
Höchste Zeit, etwas zu ändern!